Das Selbstbild der TelefonSeelsorge in Deutschland hat sich im Lauf der Zeit gewandelt wie sich auch die Gesellschaft verändert hat, von der die TelefonSeelsorge ein Teil ist. Sichtbar wird das an den Plakaten, mit denen die TelefonSeelsorge an die Öffentlichkeit tritt. Es stimmt ja, dass uns ein Bild, an das wir uns gewöhnt haben, überhaupt nicht mehr auffällt. Daraus folgt, dass ein Angebot, will es wahrgenommen und angenommen werden, seinem Gesicht von Zeit zu Zeit eine neue Note geben muss, um im Bewusstsein der Menschen zu bleiben und das eigene Profil zu schärfen.
Plakat 1
Am Anfang der TelefonSeelsorge Nordoberpfalz stand ein Plakat mit verknotetem Telefonkabel. Es drückte die Hoffnung aus, den Knoten zwischen Problem und Entlastung durch Reden über eine lange Leitung zu lösen. Doch dieses Bild besitzt inzwischen nur noch historischen Wert, nachdem kaum ein Telefon mehr an einer Schnur hängt.
Plakat 2
Auch das Plakat, das für den Dienst am Telefon werben sollte, drückte seinen Appell zunächst natürlich durch einen Telefonhörer aus – was könnte näher liegen. Über der Frage „Wollen Sie diesen Hörer in die Hand nehmen?“ erhob sich ein mit Worten gefüllter Hörer, der gleichzeitig Zuhören und Antworten symbolisiert.
Plakat 3
Die Einführung der bundesweit geltenden Notrufnummer 0800-111-0-111 bzw. 0800-111-0-222 bewarben die Deutsche Telekom und die TelefonSeelsorge 1977 mit einer Zeichnung der Ziffern im Riesenformat, wie sie gerade von kleinen Strichmännchen mit Stangen und Seilen aufgerichtet werden wie ein Maibaum aufgepeppt in Lila und Gelb, wie zwischen Erde und Himmel wird die neue kostenfreie Nummer errichtet in Farben, die zugleich die Kirchenfarben sind. Das Hilfsangebot steht groß da, der Mensch im Vordergrund.
Plakat 4
Im folgenden Plakat wird der Telefonhörer zur Brücke, die symbolhaft zeigt, „wie aus Worten Wege werden“ können. Der Steg leitet tragfähig über einen klaffenden Abgrund, führt Wege zusammen, vom Dunkel ins Licht, immer noch in den TS-Farben mit Wiedererkennungswert, ein ins Blau changierendes Lila und Gelb. Immer mit dabei das Logo der TelefonSeelsorge: eine stilisierte Brücke, ein Regenbogen aus zwei Farben, ein Bogen aus zwei sich begegnenden Pfeilen in Lila und Gelb.
Plakat 5
Der ungeheure technische Wandel Anfang der Jahrtausendwende erforderte dringend eine veränderte Darstellung der Kommunikationsmedien auch bei der TelefonSeelsorge. Langsam hat das herkömmliche Telefon ausgedient. Kommuniziert wird fast ausschließlich über das Handy oder Endgeräte wie Tablet oder PC, auch nicht ausschließlich fernmündlich, sondern gleichermaßen im Chat oder per E-Mail. Der Technisierung auf der einen Seite steht eine Personalisierung der Gesprächspartner auf der anderen gegenüber.
Plakat 6
Auf den Plakaten der TelefonSeelsorge erhalten Menschen ein Gesicht. Junge und ältere Menschen, auch im „business look“ an verschiedenen Orten ihres Geschäfts- oder Privatlebens, Menschen mitten im gesellschaftlichen Umfeld, werden sichtbar gemacht.
Plakat 7
In diesen Bildern schien sich allzu übermächtig ein depressives Image der Ratsuchenden auszudrücken, vielleicht wenig ermutigend, da scheinbar nur die Not auf der einen Seite dargestellt wird und nicht die Hilfe auf der anderen, wie in den früheren Plakaten.
Plakat 8
Das neue Gesicht der TelefonSeelsorge ist nun kuschelig, anheimelnd, bzw. stark und mächtig im Kampf, es appelliert an die Gefühle des Menschen gegenüber Kreaturen, die Zuwendung erschmeicheln oder auf der anderen Seite unschlagbares Selbstwertgefühl verkörpern: Erdmännchen, Eichhörnchen, Eule und ein Löwe.
W.S.
Zum nächsten Teil: Die neuen Plakate der TelefonSeelsorge – eine Welt voller Tiere