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TelefonSeelsorge Weiden/Nordoberpfalz

Die Mailseelsorge in der TelefonSeelsorge Nordoberpfalz

Wie alles begann

Die TelefonSeelsorge Deutschland hat schon früh die Notwendigkeit erkannt, Ratsuchenden eine geschützte Kommunikationsform per Mail zu bieten, denn immer mehr Menschen nutzten dieses Medium um persönliche Dinge schriftlich mitzuteilen, oder um Rat zu fragen.

Seit 2003 ist auch die Mailseelsorge in der TelefonSeelsorge in Weiden etabliert. Es waren zwei Haupt- und fünf Ehrenamtliche, die sich mit der neuen Beratungsform vertraut machten. Schnell zeigte sich, wie hoch der Bedarf war, denn die Beratungskontakte nahmen stetig zu. Die Mailseelsorge hat sich zum zweiten Standbein innerhalb der TelefonSeelsorge entwickelt.

Besonderheiten der Mailberatung

  • Mailberatung stellt im Vergleich zum Telefon ein niederschwelligeres Beratungsangebot dar, wodurch mehr Menschen der Zugang zu Hilfe und Unterstützung ermöglicht wird.

  • Die Begleitung der Mailer/innen kann über einen längeren Zeitraum erfolgen. Dadurch sind die Kontakte prozessorientiert. Weil ein Kontakt immer zwischen den beiden gleichen Personen stattfindet, ist es möglich, die Entwicklung einer Beratung zu verfolgen.

  • Jeder Mailer/in bestimmt selbst aus einer sicheren Distanz wie häufig er in einen Dialog tritt und das Ausmaß seiner Offenheit. Es wird zeitversetzt kommuniziert.

  • Die Bereitschaft, das Verhalten zu verändern wird erhöht, denn die Klienten sehen sich keiner Person gegenüber, sondern einem Text. Dieser kann mehrmals gelesen, überdacht und beantwortet werden.

  • Geschriebenes haftet länger im Bewusstsein, bleibt erhalten, kann wiederholt gelesen und archiviert werden. Zudem steht es in Krisenzeiten als „Trostbrief“ zur Verfügung.

  • Die Antworten können in mehreren Etappen verfasst, durch fachliche Beratung (Supervision) vor der Zusendung ergänzt und durch Hintergrundinformationen oder Dokumente erweitert werden.

Die Mailberatung im Wandel der Zeit

Anfangs nutzten dieses Beratungsangebot meist Menschen, die mit dieser Kommunikationsform bereits vertraut waren. Im Verlauf der Zeit hat sich die Altersstruktur der Klienten/innen verändert, sodass sich inzwischen auch verstärkt Ältere mit ihren Anliegen an die Mailseelsorge wenden. In den letzten Jahren haben vermehrt Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 25 Jahren dieses Angebot der Hilfe und Unterstützung in Anspruch genommen.

Auch der Schwerpunkt der Themen der Beratung hat sich verändert. Standen zunächst familiäre und partnerschaftliche Beziehungen und Probleme im Vordergrund, so sind heute Ängste, depressive Stimmung, Stress und Selbstbild, Selbstverletzung die vorwiegenden Inhalte der Kontakte. Die Thematik der Suizidalität nahm besonders in der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich diesen veränderten Herausforderungen stellen und eventuell auch eine höhere persönliche Belastung tragen.

Persönliche Aspekte

Mit dem Beginn der hauptamtlichen Tätigkeit in der TelefonSeelsorge Weiden im Herbst 2009, eröffnete sich mir in der Mailseelsorge ein neues Arbeitsfeld und damit eine weitere berufliche Herausforderung. In mehreren spezifischen Fort- und Weiterbildungen konnte ich meine Fachkenntnisse für die Mailseelsorge erweitern und vertiefen. Besonders interessant fand und finde ich, in den Mails zwischen den Zeilen zu lesen und zu ergründen, welche Probleme und Sorgen sich hinter den Texten verbergen. Durch die Möglichkeit, die Kontakte zu den Klienten länger zu führen wird eine Beziehung aufgebaut, die von Seiten der Mailenden im Lauf der Zeit dazu führen kann, offener und klarer Probleme anzusprechen. Die Anonymität erleichtert diesen Prozess zusätzlich und macht für uns als Beratende eine positive Entwicklung und Veränderung bei den Ratsuchenden sicht- und erkennbar.

In der Zeit während meiner beruflichen Tätigkeit in der TelefonSeelsorge Nordoberpfalz konnten wir weitere Ehrenamtliche gewinnen, sich in der Mailberatung fortzubilden und zusätzlich zu engagieren. Heute beraten zwei Hauptamtliche und zehn Ehrenamtliche, denen ich herzlich für ihre Mitwirkung danken möchte. Häufig gibt es auch heute noch mehr Anfragen als Berater zur Verfügung stehen. Die Zahlen zeigen, welch enorme Bedeutung die Mailseelsorge hat und auch in Zukunft haben wird.

Gertrud Bäumler-Lenz

 

Zum nächsten Teil: Expecto Patronum … oder der Kampf mit Ms Gryffindor gegen die Depression“