Als ich noch in der Pflege tätig war, habe ich sehr gerne Nachtdienst gemacht. Die Atmosphäre ist ruhiger, geordneter, stiller als am Tag. Viele im Altenheim suchen, wenn es dunkel wird, das Gespräch. Auch in der TelefonSeelsorge ist das so. Egal welche Themen Anrufende mitbringen, ob sie den Tag Revue passieren lassen, oder von Menschen, Situationen oder traumatischen Erlebnissen erzählen, es ist für sie eine Erleichterung zu wissen, da ist jemand, der sieht und versteht, was das Leben aktuell so schwer macht. Hier können sie sein, wie sie sind. In der Stille der Nacht kommen viele Ängste zum Vorschein, von denen man sich tagsüber gut distanzieren kann. „Bei Tage ist es kinderleicht, die Dinge nüchtern und unsentimental zu sehen. Nachts ist das eine ganz andere Geschichte“, sagte Ernest Hemingway.
Hinzu kommt, dass die Medien den Menschen eher Angst vor der Zukunft vermitteln, statt ihr Vertrauen in das Leben zu stärken. Gerade in einer tiefen Lebenskrise, braucht man mehr Ermutigung von außen und eine klare Sicht auf die Dinge. Jemanden, der einem zuhört und mit dem man bedenken kann, ob die Situation, wirklich aussichtslos ist, oder ob es noch einen Silberstreifen am Horizont gibt.
Deswegen mache ich sehr gerne Nachtdienst in der TelefonSeelsorge. Ich möchte für die unterschiedlichsten Menschen da sein und ihnen vermitteln, dass es auch in der dunkelsten Nacht ihrer Seele Hoffnung gibt. Sie können erfahren, dass es jemanden gibt, der oder dem ihr Leid und ihr Seelenschmerz nicht egal sind. Ich suche, mit ihrer Hilfe ein kleines Licht anzuzünden, damit ihr Herz wieder etwas Wärme fühlen kann und sei es nur für einen Moment. Vielleicht bleibt Ihnen das in Erinnerung, wenn sie sich das nächste Mal, in einer anderen Nacht, wieder einsam und allein gelassen fühlen. Dann können sie erwägen, erneut bei uns anzurufen in der Hoffnung auf dieses Licht und die wohltuende menschliche Wärme.
Plato sagt: „Nachts ist es besonders schön an Licht zu glauben.“ So ist für mich der Nachtdienst in der TelefonSeelsorge eine sinnvolle Tätigkeit in meinem Leben.
S.U.
Zum nächsten Teil: Die Mailseelsorge in der TelefonSeelsorge Nordoberpfalz