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TelefonSeelsorge Weiden/Nordoberpfalz

Was habe ich aus der Ausbildung zur TelefonSeelsorgerin mitgenommen

2012 ging ich in Pension. Viel freie Zeit lag vor mir. Ich wollte nicht bloß reisen, lesen, trödeln, sondern noch etwas Neues, Sinnvolles anfangen. Ich meldete mich zur Ausbildung zur TelefonSeelsorge an. Und obwohl ich keiner Kirche angehöre, wurde ich auch genommen. Dem Ausbilder konnte man vertrauen.

Was habe ich aus der Ausbildung für mich mitgenommen?

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Das Gemälde zeigt einige Nieren-förmige und geschwungene bunte Linien. Sie können als Gott interpretiert werden ...

Ganz konkret: einen dicken Packen Manuskripte. Nur ein kleiner Teil davon ist abrufbereit in meinem Kopf. Aber man kann ja nachlesen. Es gibt viele Informationen über psychische Störungen: ich habe gelernt, was Schizophrenie ist und was Borderline bedeutet, was man unter Narzissmus oder einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung versteht. Das und vieles mehr findet sich in den Texten meiner Mappe.

Es sind aber auch herrliche Karikaturen und sogar Gedichte darunter. Eines wiederholt sich dabei immer wieder: Der rote Faden im Gespräch. Das Wichtigste: aktives Zuhören, sich selbst zurücknehmen, Geduld, den Anrufer ernst nehmen.

Ich selbst neige zu Geschwindigkeit in meinen Reaktionen, denke rasch an Lösungen, was dem Gesprächspartner nichts bringt, er soll ja selbst die Lösung finden. 

In der Ausbildung ist mir das bewusst geworden und ich versuche seitdem, ein Gespräch anders zu führen, gezielt mein Gegenüber zu verstehen, ohne zu unterbrechen. 

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Es ist ein Becher von oben zu sehen, in dem viele Buntstifte stecken.

Das hat sich übrigens durchaus positiv auf Gespräche in meiner Familie und auf das Verhältnis zu meinen Töchtern ausgewirkt.

Dann war da die Gruppe. Durch die ernsten, offenen Gespräche und Übungen, fasste ich hier immer mehr Vertrauen, wir gingen nach einiger Zeit vom Sie zum Du über und waren uns schließlich gar nicht mehr fremd. Das waren durchweg Menschen, die nicht nur am Materiellen, sondern auch am Seelischen interessiert sind, die nicht nur nehmen, sondern auch geben wollen. Ich habe zwei gute Freundinnen mitgenommen.

Durch die Gruppe habe ich auch mich selbst gründlicher kennengelernt. Die Unterhaltungen hier hoben sich wohltuend ab vom üblichen gesellschaftlichen Small-Talk.

Dann wurde mir auch klar, wie gut es mir geht und welche Kraftquellen ich habe. Zwar gibt es da einige Probleme, ich bin nicht immer heiter und fahre manchmal aus der Haut.

Doch ist mir eine gewisse heitere, furchtlose Grundstimmung und Gelassenheit gegenüber der Welt zu eigen.

Schließlich habe ich durch unseren theologisch kompetenten Ausbilder viele interessante Erklärungen zu Bibeltexten und zu Fragen der Kirche bekommen.

A.B.

 

Zum nächsten Teil: Reflexionen eines TelefonSeelsorge-Mitarbeiters